Human Centric Lighting – was ist das eigentlich? Und wie lässt es sich in den Alltag einbinden? Etwa mit der neuen Tischleuchte „One“ von Inio, die den menschlichen Tagesrhythmus unterstützt. Die haben wir für Sie ausprobiert.

Licht an. Licht aus. Das grundlegende Prinzip der Raumbeleuchtung kennt schon ein Kleinkind. Später kommt noch der Dimmer hinzu, mit dem sich eine Leuchte auf unterschiedliche Helligkeiten einstellen lässt. Spätestens seit der Umstellung klassischer Leuchtmittel auf LED eröffnete sich für viele, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Statt Watt zählen nun Lumen, das Leuchtmittel hat eine bestimmte Lichtfarbe – Kaltweiß, Neutralweiß oder Warmweiß. Und war es das? Noch lange nicht. Zwar lassen sich auf diese Weise herkömmliche Lichtquellen modernisieren – neue Lichtstimmungen an die bewährten angleichen oder Alternativen austesten – und Energie sowie die verbundenen Kosten einsparen, das volle Potenzial von künstlichem Licht wird dadurch aber nicht ausgeschöpft. Die smarte Komponente fehlt. Und auch hier ist nicht nur das Schalten von Lichtquellen auf unterschiedlichste Weise oder automatisiert gemeint, was bei kurzzeitigem Lichtbedarf schon sehr komfortabel ist, etwa am Feierabend. Smarte Technik kann noch viel mehr, etwa den dauerhaften Einsatz von Licht automatisch steuern und dabei auf Bedürfnisse eingehen, die jenseits der reinen Beleuchtungsfunktion liegen.

Human Centric Lighting

Wo wird nun dauerhaftes, smartes Licht mit Zusatznutzen gebraucht? Vorwiegend im Homeoffice, denn im Vergleich zum stationären Arbeitsplatz ist die Beleuchtung zu Hause meist nicht auf Aktivierung und Konzentration ausgelegt, sondern eher beruhigend. Doch auch am Arbeitsplatz hat Licht, das mehr kann, seinen Nutzen – die statische Beleuchtung mag zwar anregendes Licht verströmen, passt sich aber eben in der Regel nicht an. Genau hier kommt die Schreibtischleuchte „One“ von Inio ins Spiel, die dem Konzept des Human Centric Lighting (HCL) folgt. Dabei werden neben der reinen Ausleuchtung auch physiologische, psychische und emotionale Wirkungen berücksichtigt. Es entsteht melanopisch wirksames Licht, auch biodynamisches Licht genannt. Aha. Vereinfacht ausgedrückt unterstützt eine HCL-Leuchte die unterschiedlichen Lichtbedürfnisse, die ihr Nutzer während des Tages hat. Sie wirkt etwa den Stimmungstiefs mit aktivierendem kalten Licht entgegen und unterstützt Ruhepausen mit warmtönigen Nuancen. Die Schreibtischleuchte „One“ arbeitet in einem Lichtfarbspektrum von 2.700 bis 6.500 Kelvin, deckt also den Bereich zwischen sehr warmem und sehr kaltem Licht ab. Dadurch kann das körpereigene Schlafhormon Melatonin auf natürliche Weise gesteuert werden, denn helles Licht mit hohem Blauanteil drosselt seine Produktion, während sie von gedämpftem warmen Licht gefördert wird.

Aufstellen der Leuchte

Als wir unsere Tischleuchte geliefert bekamen, fiel uns direkt ihre umweltfreundliche Verpackung ins Auge – sie ist vollständig recycelbar. Kein Plastik, nur Karton, auch im Inneren. Aus der Verpackung entnahmen wir die Leuchte, ein USB-C-Kabel mit zwei Metern Länge und ein Netzteil. Übersichtlich. Entsprechend schnell ist die Leuchte auch aufgestellt – Kabel anschließen, in die Steckdose stecken und die Leuchte in einem Abstand von etwa 15 – 20 Zentimetern zur Wand oder einer Zimmerecke aufstellen. Wir haben die vollen 20 Zentimeter gewählt und mussten die Leuchte aufgrund der Wandplakate im Raum leicht schräg stellen. Warum sie nun eigentlich vor der Wand platziert werden muss? Das liegt an ihrem Lichtverteilungsprinzip – sie nutzt die Wandfläche(n) und gegebenenfalls die Decke als Reflexionsflächen. Entsprechend kann sie ihr Licht indirekt und gleichmäßig diffus verteilen. Auf diese Weise lassen sich die Ganglienzellen auf der Netzhaut des Auges stimulieren, die daraufhin Nervensignale abgeben und so die biochemischen Prozesse im Körper auslösen. Sprich: den gewünschten Energieschub anstoßen. Oder den Körper zur Ruhe kommen lassen. Sie steuern folglich die Melatoninproduktion. Ein weiterer Vorteil des indirekten Lichts ist, dass es nicht blendet. Und sehr angenehm wirkt, da es natürlichem Tageslicht ähnelt – wir sehen ja auch nicht direkt in die Sonne. Steht die Leuchte wie bei uns schräg auf dem Tisch, damit sie ihre Reflexionsfläche gut trifft, kann sie allerdings von der Seite her ins Auge scheinen. Wir beließen sie deshalb nur für die Fotos neben dem Bildschirm, im Testbetrieb rückten wir sie dann leicht dahinter und konnten somit auch absolut blendfreies Licht genießen.

Die Bedienelemente der HLC-Tischleuchte „One“ von Inio – moderne Touchsensoren, die auf der schmalen Stirnseite platziert sind.

Schnell einsatzbereit

Die Leuchte selbst ist erstaunlich leicht. Das liegt an ihrem Kunststoffkorpus, der elegant dynamisch geformt ist. Unser Modell war im Farbton „Moondust“ gehalten, zudem gibt es noch Ausführungen in „Salted Caramel“ und „Graphite“ – dadurch lässt sich die Leuchte an die meisten Homeofficestile anpassen. Modern zeigen sich die Bedienelemente, allesamt hinterleuchtete Touchsensoren, die auf der schmalen Stirnseite platziert sind. Die Tischleuchte ist direkt nach dem Einstecken einsatzbereit. Ein Druck auf den Powersensor und schon erstrahlt der Lichtkegel in geringer Intensität, auf Stufe drei von zwölf. Diese Stufen bestimmen allerdings nicht nur die Helligkeit der Lampe, sondern bilden darüber hinaus die Bereiche zwischen Warm- und Kaltweiß ab. Wer nun möchte, kann die Leuchte auch ohne App betreiben, sozusagen manuell. Je nach Gusto lässt sich die gewünschte Lichtstimmung via Touch auf einen der zwölf Sensorpunkte abrufen. Hat man ein Mittagstief, einfach schnell eine kältere Lichtfarbe wählen.

Fixer Support

Das klappt gut, ist aber noch nicht smart. Hier kommt die App ins Spiel, die es für iOS und Android in den entsprechenden App-Stores gibt. Die App verbindet sich nach ihrer Installation per Bluetooth mit der Leuchte. Zunächst muss allerdings ein Konto angelegt werden, wobei nur eine gültige eMail-Adresse anzugeben und ein Kennwort zu vergeben ist. Mit diesen sollte man sich dann einloggen können. Und genau hier war für uns erst einmal Schluss. Keine Anmeldung möglich. Klar, man kann sich vertippen. Also haben wir eine Kennwortänderung angefragt. Die eMail-Adresse stimmte, denn an die wurde bereits ein Verifizierungscode gesendet. Auch der neue kam. Und die beiden danach, mit anderen Kennwörtern. Aber immer das gleiche Spiel – kein Login möglich. Noch ein Versuch mit einer anderen eMail-Adresse, auch kein Erfolg. Also galt es, Hilfe zu erbeten. Ein eMail-Supportkontakt findet sich auf der Herstellerwebsite über die Suche – und prompt kam nur etwa 15 Minuten später ein Anruf. Es stellte sich heraus, dass etwa zwei Stunden zuvor eine neue App-Version aufgeladen wurde, mit offensichtlichen Startschwierigkeiten.

Das Licht lässt sich in verschiedenen Farbabstufungen zwischen 2.700 und 6.500 Kelvin und unterschiedlichen Helligkeiten einstellen. Im Chronotyp-Modus passt es die Leuchte im Tagesverlauf automatisch an. Etwa beruhigend am Feierabend (links) und hell und konzentrationsfördernd während der Arbeit (rechts).

App-Start

Abwesenheitsbedingt versuchten wir es dann zwei Tage später erneut und der Login funktionierte problemlos. Ebenso wie die spätere Verbindung zur Leuchte und die Einbindung in das WLAN, für die der Netzwerkschlüssel bereitgehalten werden muss. Nach wenigen App-geführten Einstellungen erfolgt der Hinweis auf ein Systemupdate, falls eines vorhanden sein sollte. Nach dem Update konnten wir die Leuchte schon direkt via App einschalten. Auch die Szenarien „Boost“, „Pause“ und „Relax“, die an der Leuchte per Fingertipp abgerufen werden können, stehen in der App bereit. Eigene Wunschlicht-Szenarien lassen sich hier zudem kreieren und für den schnellen Abruf abspeichern – dazu werden Farbtemperatur und Helligkeit nach individuellem Gusto eingestellt. Das ermöglicht eine individualisierte App-Steuerung, ist aber immer noch nicht wirklich smart.

Die Personalisierung nach Chronotyp

Die smarte Komponente kommt im Zuge der Personalisierung hinzu, die ebenfalls via App durchgeführt wird. Hier gibt es bald vier Auswahlmöglichkeiten, zum Zeitpunkt unseres Tests jedoch nur die Einstellung des persönlichen Chronotypen sowie eine Standortberücksichtigung. Die Fähigkeit, Routinen und Wecker einzustellen, wird noch folgen. Die Einstellung des Chronotypen erfolgt mithilfe des Munich-Chronotype-Questionnaire-Verfahrens (MCTQ) nach Prof. Dr. Till Roenneberg, Zentrum für Chronobiologie, LMU. Mit diesem wird ein persönliches HCL-Profil (wie eingangs beschrieben) erstellt, nach dem sich die Leuchte dann – wenn aktiviert – automatisch richtet. Viele kennen die beiden extremen Chronotypen schon, oder haben zumindest einmal davon gehört – die Lerche und die Eule. Sprich: Frühaufsteher und Langschläfer. Dazwischen gibt es auch noch Nuancen. Zu welcher man gehört, wird über das MCTQ-Verfahren herausgefunden. Nachdem einige Fragen zum Einschlaf- und Aufwachverhalten durchlaufen sind, erhält man seine Auswertung und kann die Leuchte zukünftig nach den eigenen Bedürfnissen betreiben. Wird zudem der Schieberegler „Standort“ aktiviert, synchronisiert sich das HCL-Profil mit der Zeitzone des Standorts, wozu der App in der Regel nur einmal Zugriff auf diesen gewährt werden muss. Es sei denn, man nimmt die Leuchte mit auf Reisen in andere Zeitzonen.

In der App sind alle wichtigen Funktionen auf einem Bildschirm zusammengefasst (Screenshot links). Der Funktionsumfang im Bereich „Personalisierung” wird sogar noch erweitert (Screenshot Mitte). Den Fragenkatalog zur Bestimmung des Chronotyps durchläuft man einmalig – und schon ist die Leuchte auf die individuelle innere Uhr abgestimmt (Screenshot rechts).

Licht nach Tagesrhythmus

Und das war es auch schon. Die App-Einstellungen sind in etwa zehn Minuten locker erledigt, die Leuchte ist dann auf die persönlichen Bedürfnisse angepasst. Aktiviert wird der Chronotyp-Modus per App oder mit der „Connect“-Taste an der Leuchte – und schon erhellt letztere den Raum in abgestimmtem Licht. Während des Tages verströmt sie – logischerweise – überwiegend konzentrationsförderndes Licht, im Laufe des Nachmittags wechselt sie stufenlos sanft zu wärmeren, beruhigenderen Nuancen. Automatisch. Kurzzeitig unterbrechen – genauer gesagt für dreißig Minuten – soll sich der Chronotyp-Modus mit den vordefinierten Szenarien „Boost“, „Pause“ und „Relax“ via App oder Fingertipp am Gerät lassen. Warum? Möchte man während der Arbeit eine Schaffenspause einlegen, ist das konzentrationsfördernde kalte Licht nicht gerade entspannungsfördernd – der Modus „Pause“ schafft mit warmen Nuancen Abhilfe, der Modus „Relax“ mit sehr warmen. Ebenso könnte es sein, dass bei einem eintretenden Tief am Spätnachmittag nochmals erhöhte Konzentration für die Arbeit nötig ist – der Modus „Boost“ unterstützt dann mit einem belebenden Lichtschub. Falls die Pause (oder der Energieschub) kürzer als dreißig Minuten angesetzt sind, ist das auch kein Problem – ein erneuter Tipp auf die Szenentafel in der App oder die entsprechende Sensortaste an der Leuchte bricht den jeweiligen Sondermodus vorzeitig ab, sie schaltet zurück in den Chronotyp-Modus. Nach dem regulären Beenden der Szenarien kehrte unsere Testleuchte nicht automatisch in den Chronotyp-Modus zurück, obwohl die App dies suggerierte – wir aktivierten diesen manuell wieder.

Fazit

Generell empfanden wir das indirekte und damit blendfreie Licht, das die Leuchte über die Wand- und Deckenflächen verströmt, als sehr angenehm – selbst in den konzentrationsfördernden kalten Nuancen. Tatsächlich ändert es sich im Chronotyp-Modus während des Tages automatisch und begleitet den Anwender so auf smarte Weise durch den Arbeitstag, im Homeoffice auf Wunsch auch mit sanften, warmen Tönen durch die Abendstunden. Speziell der „Boost“-Modus wurde zu unserem absoluten Favoriten, da er selbst am Spätnachmittag noch einmal ‚wach macht‘. Die vorangekündigten Funktionen für Routinen und Wecker wecken die Neugier und zeigen, dass sich der Funktionsumfang der Tischleuchte „One“ auch zukünftig noch weiterentwickeln kann. Und da wir im Zuge der Kontoerstellung auch den Support kontaktieren mussten, können wir von dessen superschneller Reaktion berichten. Das schwungvolle Design der Leuchte sorgt dafür, dass sie auf dem Homeofficeschreibtisch eine gute Figur macht, sie kann sich also auch sehen lassen. Und mit den Sensortasten, der App-Bedienung und smarter Automation ist sie sowieso auf modernem Niveau. Sicherlich hat die indirekte Leuchtkraft ihre Grenzen, zum Arbeiten ist eine Platzierung in unmittelbarer Nähe des PCs/Laptops/Tablets unbedingt zu empfehlen – ein gesamtes Büro wird nicht ausgeleuchtet. Wer aber eine gezielte behagliche Ausleuchtung seines persönlichen Workspaces unter Einbeziehung der Vorzüge des Human Centric Lighting für sein Homeoffice wünscht, ist mit der „One“ von Inio gut beraten. Kostenpunkt: 349 Euro.